Herbstwanderung auf dem Adam-Elsheimer-Weg

Wein- und Kunstgenuss in Rheinhessen

Auch bei den aktuellen Einschränkungen kann man tolle Dinge in der Nähe unternehmen. So starteten vergangenen Sonntag Sportfreunde der Abteilung Ski und Freizeit bei schönstem Spätsommerwetter zu ihrer traditionellen Herbstwanderung. Sie fuhren am frühen Nachmittag mit dem Bus über Ingelheim und das Selztal nach Elsheim.

In der Ortsmitte begann die Wanderung auf dem Adam-Elsheimer-Rundweg, der von einer privaten Initiative in Erinnerung an einen berühmten Maler des Barock, dessen Vorfahren aus Elsheim stammten, angelegt wurde. Auf zwölf Stationen werden seine Werke mit fachkundigen Erläuterungen auf Bildtafeln präsentiert. Die Bilder erzählen von Heiligen, Geschichten aus der Bibel und der griechisch-römischen Mythologie wie z.B. Jakobs Traum, Flucht der Heiligen Familie nach Ägypten, Paulus auf Malta oder Aurora, die Göttin der Morgenröte sowie die verspottete Latona mit ihren Zwillingen Apoll und Diana.

Gleich nahe der ersten Station wartete mit der „11.000-Mägdemühle“ eine zusätzliche Attraktion. Angeblich soll dort die heilige Ursula auf dem Rückweg von ihrer Wallfahrt von Rom nach Köln mit ihren Ordensschwestern die Selz überquert haben. Doch die Legende machte aus „11M“ (M für Mysterium ein M für die römische Zahl Tausend) 11.000 Mägde. Und das alte Gemäuer stammt auch nicht aus dem Altertum, sondern war ein Zollturm an der Handelsstraße von Mainz nach Kreuznach.

Anschließend wanderten die Sportfreunde entlang des westlichen Ortsrands durch die noch kaum abgeernteten Weinberge hoch zum runden Babo-Häuschen. Das hat der kurpfälzische Geheimrat Babo aus Mannheim im 18. Jahrhundert dort wegen der schönen Aussicht errichten lassen. Es ist um Jahrzehnte älter als die für Rheinhessen typischen Trulli.

Wenig oberhalb ist ein kleiner Rastplatz, gemütlich unter hohen Bäumen, wo das Terroir und die Pflege der Weinlage „Elsheimer Bockstein“ erklärt wird. Dann kamen die Wanderer zur Station am „Tisch des Weines“ mit dem bezaubernden Bild von Philemon und Baucis, dem Symbol der nicht alternden Liebe. Weiter ging’s entlang der langen Mauer um die Weinlage „Elsheimer Tempelchen“ und nach fünf Minuten erreichten sie die napoleonische Telegrafenstation in unmittelbarer Nähe zum Windhäuser Hof. Sie wurde aus Anlass der 200-Jahrfeier Rheinhessens in Erinnerung an die 230 km lange Telegrafenlinie von Metz nach Mainz rekonstruiert. Über ein optisches Meldesystem mit 23 Stationen und einem Art Morsesystem konnten Nachrichten von einem Ende zum anderen in etwa 5 Minuten übermittelt werden. Von dort oben hatte man einen fantastischen Fernblick zum Donnersberg, Hunsrück, Feldberg und zum Odenwald.

Auf der weiteren Wanderung sahen die Sportfreunde in der Weinlage „Elsheimer Blume“ noch Tafeln mit Bildern von zwei zeitgenössischen Malerinnen aus Elsheim; sie stellten die Weinkultur sympathisch dar. Dann war es nicht mehr weit zum Ortskern, wo vor der Bartholomäuskirche eine Kopie des Kreuzaltars zu sehn ist. Das Original kann man übrigens im Städel Kunstmuseum in Frankfurt bewundern.

Abschließend kehrten die Wanderer im beliebten Weingut Mengel-Eppelmann auf der Terrasse zum Abendessen ein. Mit leckeren Speisen und gutem Wein endete ein interessanter Nachmittag, der zur Zufriedenheit aller wieder von Diethelm Schwandtner vorbereitet worden war. Der Bus brachte die Sportfreunde über Essenheim und Lerchenberg rechtzeitig für die 20-Uhr-Nachrichten nach Hause.

 

 Stopp am Zollturm bei der 11.000-Mägde-Mühle

 

 

Kurze Rast am Babo-Weinbergshäuschen

 

Napoleonische Telegraphenstation am Windhäuser Hof